Dieses Fahrrad habe ich etwas verbastelt und in schlechtem Zustand aus einem Mehrfamilienhauskeller geborgen. Der Besitzer verlangte keinen zu hohen Preis, wies mich aber darauf hin, dass solche Fahrräder als Sammlerstücke für über 800 Euro gehandelt würden. Ich ließ mir nichts anmerken und erhandelte das gute Stück für 250 Euro. Und mehr war es auch erst einmal nicht wert. Die Laufräder waren moderneren Datums, die Schaltung hinten Shimano Sora und die Bremsschalthebel vorne ebenso. Nur die Dura-Ace Kurbel ließ vermuten, dass der Crosser mal professionellere Zeiten erlebt hatte.
Ich machte mich also an die Restaurierung und besorgte neben den fast neuen Mavic Open 4 CD Laufrädern mit Dura-Ace-Naben auch alle anderen Teile der 7400er Gruppe inklusive der seltenen Hakenpedale. Nur bei den Lenkerendschalthebeln vertraue ich auf die guten Dinger von Suntour. Der Vorbau von Cinelli durfte bleiben, passt ja auch zu einem Italiener.
Nun habe ich hier mein erstes Aluminium-Fahrrad. Ein schöner Cyclocrosser von Alan aus Aluminium. Der Rahmen ist nicht geschweißt sondern gemufft, das ganze Rad wiegt so 10,6 Kilo. Italienische Feinkost eben mit japanischem Antrieb, für ganze Frauen oder Kerle und Leute die keinen Bock auf die grassierende Gravel-Sauce haben.
Einziger Schwachpunkt ist die Gabel. Wenn man die Cantibremsen voll durchzieht, fängt das Fahrrad vorne an zu flattern wie das erste ABS-System von Bosch, das 1978 in Stuttgart in die S-Klasse W 116 von Mercedes eingebaut wurde. Mir wird da bergab immer etwas mulmig. Historisch passt das aber immerhin zur Firmengeschichte von Alan.
„Die Firma ALAN wurde 1972 von Ingenieur Falconi Lodovico gegründet und der Name entstand aus den Namen seiner Kinder Alberto (AL) und Annamaria (AN).
ALAN begann 1972 mit der Produktion von Rennradrahmen, wobei die ersten Rahmen aus Aluminium gefertigt wurden. Die Rahmen wurden mit einer einzigartigen Methode konstruiert, bei der Rohre und Muffen mit einem speziellen Klebstoff aus der Luftfahrtindustrie verbunden wurden. Diese Methode wurde zu einem Unterscheidungsmerkmal von ALAN, bekannt durch die hochwertigen Rahmen, die im Laufe der Jahre im Rennsport entwickelt und getestet wurden. Dies ermöglichte es, innovative und dennoch funktionale Lösungen zu schaffen, indem verschiedene Materialien kombiniert wurden, die mit herkömmlichen Schweißmethoden normalerweise nicht verwendet werden können.
Im Jahr 1976 wurde diese Technologie auch zur Herstellung von Carbonrahmen mit Rohrsatz von Toray Industries verwendet, und der erste Rahmen wurde auch von der Japan Vehicle Inspection Association getestet. Somit war Alan das erste Unternehmen weltweit, das Aluminium- und Carbonrahmen produzierte.
Alan sponserte Teams wie Magniflex, Vibor, GBC, Selle Royal, Fiorella, Famcucine, Alfa-Lum, Teka (Spanien), Varta/Café de Colombia, Fangio (Belgien), Fanini Remac, Fanini 7UP, Fanini Pepsi, Fanini Amore & Vita mit einigen Champions wie Basso, Bertoglio, Gavazzi, Baronchelli, Beccia, Battaglin, Vandi, Thevenet, Kuiper, Lejaretta, Parra, Lucio Herrera, Johansson, Pedersen, die Pistards Golinelli (zweifacher Weltmeister), Clark, Risi, Brugna, Villa.
Ein besonderer Erfolg wurde im Cyclocross mit großartigen internationalen Champions erzielt, die unsere Rahmen bei ihren wichtigsten Siegen verwendet haben.
Cyclocross-Legenden wie Zweifel, Liboton, Stamsnijder, Di Tano, Šimůnek, Thaler und Kluge sowie der Niederländer Mathieu Van der Poel, der 2012 seinen ersten Weltmeistertitel in der Juniorenkategorie mit einem Alan-Fahrrad errang.“ [1]
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